Jahresrückblick 2020

Was war das doch für ein merkwürdiges, unerwartetes und historisches Jahr… Wer hätte zu dessen Beginn gedacht, dass wir tatsächlich in eine Pandemie schlittern. Ein Szenario, das von Epidemiologen aber eigentlich schon immer befürchtet worden war. Ab Anfang Januar häuften sich die Berichte der Lungenkrankheit aus China, die sich dann rasend schnell verbreitete. Anfangs für uns Europäer noch in weiter Ferne, wütete das Covid-19-Virus bereits im Februar in Europa und legte dann im März/April die Welt mehr oder weniger lahm.

Bei einem winterlichen Kaffeetrinken im Garten (5.1.!) war alles noch weit weg. Dann aber ging alles ziemlich rasch. Der Tag der offenen Tür des Kunsthaus-Erweiterungsbaus konnte Ende Februar noch stattfinden, aber dann wurden auch hier die Museen und kulturellen Einrichtungen geschlossen.

Und wir? Hatten unsere Japan-Ferien auf März geplant und gebucht, und traten die Reise trotz der etwas bedrohlichen Lage an. Kauften in der Schweiz noch ein paar Masken zum totalen Wucherpreis, und liessen Europa am 8. März hinter uns, bevor dort alles eine Woche später im Lockdown versank. Zwar gab es auch in Japan zahlreiche Einschränkungen. Jedoch fühlten wir uns im Land der bedingungslosen Maskenträger*innen doch sehr sicher, zumal die Infektionsraten wesentlich tiefer lagen als in anderen Ländern. Wir ignorierten daher geflissentlich alle Rückkehraufforderungen unserer Regierungen (CH, D), folgten vier Wochen lang problemlos dem vorgesehenen Programm, und reisten zur Kirschblütenzeit durch ein von Touristen leergefegtes Land.


Kamakura

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Blick über die Sagami-Bucht (von Inamuragasaki) 


Yokohama Chinatown


Tokyo Yasukuni jinja


Tokyo Shibuya


Tokyo, Regierungsbezirk


Tokyo Ueno Park

In Tokyo konnten wir uns zum Glück grade noch mit Familie Tajiri treffen.

Und auch unser lang geplantes Treffen mit Ikuko hat noch geklappt.


Kusatsu Onsen 


Tomioka Silk Mill


Ise Naiku


Nachi Falls


Hongu Taisha


Kawayu Onsen (Wakayama)

Bis es uns dann Anfang April doch erwischte, und wir weitere vier Wochen in Japan bleiben mussten (durften?).  Der Flugverkehr lag weltweit darnieder, keine Rückflugmöglichkeit weit und breit. Und auch als in Japan Mitte April ein halber Lockdown galt, konnten wir uns immer noch relativ gut bewegen, unseren Aufenthalt geniessen, viel draussen sein und mit unseren Velos umherziehen.
Auf Yomoyama-Blog haben wir unsere vielen Erlebnisse ja detailliert beschrieben (und noch fehlende Blog-Einträge folgen…). Hier noch einige weitere fotografische Eindrücke…


Toba, Isewan Ferry Terminal


Hamanako cycling road


Unser temporäres Zuhause in Hiroshima 😉


Hiroshima 


Mijajima


Mijajima


Taiji Whale Museum


Takehara


Kurashiki


Iwakuni Bridge


Ōkunoshima


Shimanami Kaidō

Am 5. Mai kamen wir dann – dank KLM – wieder zurück nach Europa und in die Schweiz, erwartet von Familie, Freunden und KollegInnen, die sich schon um uns gesorgt hatten…

Nun war viel zu tun: In unseren Bibliotheken war – trotz Lockdown – viel liegengeblieben bzw. immer noch zu organisieren, z.B. Corona-Massnahmen zur Wiedereröffnung…

Die Kollegen hatten die Stellung gehalten, aber nun waren eben die Chefs wieder da – und zum Glück auch notwendig. Unsere verlängerte Auszeit hatte uns also nicht obsolet gemacht. 😉
Ganz neue „Skills“ waren plötzlich gefragt, und neue Namen wie Zoom, Teams oder WebEx bereichern nun unser Leben. In den harten Corona-Wochen hatten sich tatsächlich Online-Meetings blitzschnell etabliert, und das nicht nur bei der Arbeit, sondern auch im abendlichen Japanisch-Kurs und den Yoga-Lektionen. Hätten wir ein halbes Jahr vorher bei diesen virtuelles Treffen freiwillig mitgemacht?? Na geht doch!

Ach ja, genau: Sylvi folgt – motiviert durch den langen Japan-Aufenthalt – jetzt wieder dem alten, montäglichen Japanisch-Kurs. Thom betätigt sich seit dem Sommer tatsächlich etwas sportlich, sogar 2x wöchentlich. Wegen plötzlicher heftiger Rückenprobleme im Sommer wurde er in die ärztlich verordnete „MTT – Medizinische Trainings-Therapie“ abkommandiert. Da stemmt er nun brav Gewichte in der therapeutischen Mucki-Bude des Uni-Spitals – und fühlt sich eigentlich ziemlich gut dabei. 😁

Nach unserer Rückkehr Anfang Mai, forderte auch der Garten nun lautstark Pflege und rasches Setzen und Säen. Das Gartenjahr war ja bereits ziemlich fortgeschritten, und mit stark gesteigertem Wochenendeinsatz konnten unsere Beete bald wieder mit denen der Gartennachbarn mithalten. Die hatten die Lockdown-Zeit natürlich recht gut nutzen können.

Auch das Tomatendach musste in diesem Jahr ersetzt werden. Die Idee mit dem Baumarkt hatte an jenem Samstag Ende Mai gefühlt halb Zürich…

Das Gartenjahr war erfolgreich, wenngleich auch wieder völlig anders als im Vorjahr. Bei einigen Setzlingen und Aussaaten waren die Schnecken häufig schneller als wir. Dafür gab es erneut massenhaft Bohnen, tolle Kartoffeln und eine Zucchetti- und Heidelbeerschwemme – nebst vielen anderem Erntesegen.

Allerdings war  – nach 14 Jahren – Abschied angesagt von unserem wunderbaren Topaz-Apfelbaum. Es hatte ihn, neben der seit Jahren hartnäckigen Pilzkrankheit (Marssonina coronaria) und dem Obstbaumkrebs (andere Pilzkrankheit) nun auch noch die Kragenfäule (nochmals eine andere Pilzkrankheit) heimgesucht. Nun verschlechterte sich sein Zustand von Woche zu Woche, bis wir ihn von seinem Leid erlösen mussten.
Nachdem Thom den kranken Baum in harter Arbeit ausgegraben und das Beet liebevoll und tatkräftig neu beackert hat, hoffen wir, dass das neue Mirabellenbäumchen etwas robuster ist, und sich gut entwickeln wird.

Überraschenderweise ergab sich für den Apfelbaum die Chance auf ein zweites Leben: Der Stamm war perfekt geeignet für einen selbstgemachten Katzen-Kratzbaum unserer Nachbarsfamilie, bzw. deren tierischem Zuwachs. So kann eine nachbarschaftliche Plauderei auf dem Hausflur zu einer Win-Win-Situation führen. Ein schöner Ausgang dieses Kapitels.

Nicht zuletzt wegen Corona waren im Juni und Juli keine grösseren Aktivitäten oder Ausflüge angesagt. Das Rosemann’sche Familientreffen, das in Oostende hätte stattfinden sollen, musste nach gemeinsamer Beratung aufgrund der bedenklichen Infektionszahlen in Belgien leider abgesagt werden. Immerhin konnten wir das Treffen durch einige höchst vergnügliche Online-Meetings wieder wettmachen. 😊

Mitte August fand dann  – während einer Corona-Pause – ein verkleinertes, spontanes Treffen der drei Rosemann-Geschwister plus Anhang in Leipzig statt. Mit Glück haben wir diese drei Tage nutzen können, bevor die Infektionszahlen überall wieder nach und nach zunahmen.

Nach arbeitsintensiven Wochen ging dann das Bibliotheksprojekt, was Sylvi & ihre KollegInnen (sowie die gesamten Schweizer Hochschulbibliotheksszene) seit zwei Jahren sehr beschäftigt hat, Anfang Dezember und inmitten der Corona-Wellen endlich online. „swisscovery.org“ heisst die nationale Rechercheplattform, die nun weiter gepflegt und entwickelt wird. Nach dem Projekt ist halt vor dem Projekt, wenn auch (zum Glück) nicht mehr ganz so aktiv wie zuvor.
In Thom’s Bibliothek gab es 2020 zwar keine derartig bahnbrechenden Ereignisse, aber auch dort wurde viel und engagiert gearbeitet. Der Bibliotheks-Jahresbericht erscheint dann im Mai. 😉

Ansonsten widmeten wir uns neben unseren Gartenaktivitäten vielen selbstgemachten Produkten. Gleich zu Beginn des Jahres kam das häusliche Brotbacken in Fahrt (bevor es dann während der 1. Corona-Welle überall zum Trend wurde…). Im Juli nahmen wir dann einen neuen Mitbewohner, einen Sauerteig, bei uns auf, und so gibt es nun wöchentlich ein selbstgebackenes Vollkornbrot, dass sich mit seiner Herstellung auch gut in einen 100% Job und entsprechende Tagesabläufe integrieren lässt. Die Ergebnisse sind immer noch recht unterschiedlich in Form und Konsistenz, aber lecker (zumindest schmeckt es uns). Der Ehrgeiz ist geweckt, es immer besser hinzukriegen. Allerdings genügt uns das Ergebnis auch ohne permanente Teigfaltung (alle 30 Minuten über mehrere Stunden). 😊Grosser Dank hier nochmals an unseren lieben Freund Domi für sein „Slow Fermentation“-Rezept und auch an Moni, Thoms Schwester, die uns vor Jahren ihre Getreidemühle überlassen hat. Die kommt jetzt voll zum Einsatz!

Aufgrund unserer längeren Abwesenheit und den intensiven Gartenaktivitäten litt leider die Produktion von Selbstgebrautem in diesem Jahr. Es kam nur zu fünf Suden (3x Ale, 1x Wit, 1x Porter) der Marke „Dörfli“, die aber durchaus erfreulich ausfielen. Das tiefdunkle Porter, gebraut am 5.12. muss noch etwas reifen, und wir sind schon sehr gespannt auf diesen neuen Versuch.
Eine deutliche Verbesserung brachte die im Sommer gekaufte neue Malzmühle. Kein Wunder: Der Name der alten, billigen Mühle liess ja in diesem Jahr tief blicken…

Zum ersten Mal setzten wir auch eigenes Sauerkraut an – auch dies ein Selbermach-Trend. Bei einem kurzen Besuch in unserem Paketabholort Jestetten (D) konnten wir einem 4kg schweren Kopf Filderkraut einfach nicht widerstehen. Das Ergebnis ist zu unserer Überraschung superklasse geworden, und erfreut uns nun in mehrheitlich klassisch zubereiteter Form – und (hin und wieder) à la française (Choucroute à la mer mit Fisch).

Ganz schnell wurde es dann herbst- und winterlich.

Seit Mitte Dezember gelten nun in vielen Ländern wieder verschärfte Massnahmen gegen die stark anzeigenden Corona-Infektionszahlen. Während Frankreich, Italien und Deutschland mit harten Massnahmen versuchen, die Anzahl der Neuinfektionen unter Kontrolle zu halten, ist man in der Schweiz bemüht, einen zweiten strengen Lockdown wie im März zu vermeiden. Wenn man die Zahlen im Vergleich anschaut: Wie lange noch?? (Quelle: srf, 24.12.20).

Corona-Grafik

Wir wünschen Euch für das neue Jahr alles Gute und viel Erfolg. Bleibt vor allem gesund, und schützt Euch gut – insbesondere von der neuen Variante… Irgendwann wird alles wieder gut – es braucht nur ein bisschen Geduld. 🙂

Herzlich Sylvi & Thom

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